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Virtueller Rundgang

Station 1

Sonderbauwerke im Verbandsgebiet

Bevor das Abwasser in der Kläranlage behandelt werden kann, muss es erst einmal dorthin transportiert werden. Deshalb gibt es im Vorfeld der Kläranlage Transportkanalleitungen in der Gesamtlänge von rund 24 km, sowie 24 Pumpstationen und 8 Sonderbauwerke (Speicher oder Mischwasserentlastungen oder Kombinationen, die dem Schutz des Kanalsystems bei Starkregenereignissen dienen), die vom Verband betreut werden. Die meisten sind gut „versteckt“ unter der Erde und nur durch einen Schaltschrank erkennbar; andere sind etwas auffälliger (siehe Bild vom Hochwasserpumpwerk beim RÜB in der Landeggerstraße in Neufeld/L.).


Station 2

Abwasserhebewerk

Durch Schaufelspiralen wird das Abwasser einmalig über die Distanz von 6 Höhenmeter gehoben, um danach selbständig durch die gesamte Anlage zu fließen.


Station 3

Einlaufbauwerk, Rechenhaus, Garage

Der Rechen entfernt alle schwimmenden Teile wie Textilien und ähnliche Materialien (Kleidungsstücke, Strumpfhosen, Fetzen, Obst-, Gemüse-, und Essensreste, sowie den großteil der leider immer mehr werdenden Feuchttücher) aus dem angelieferten Abwasser ...
also all das, was eigentlich gar nicht im Abwasser, sondern im Müll sein sollte!

Mehr Infomationen zu den Problemen, die uns allen durch unsachgemäße Beseitigung von "Müll" entstehen, und Lösungen, wie Sie diese Probleme leicht beseitigen könnten, finden Sie in unserer Infothek.


Station 4

Sandfang

Der Sandfang „saugt“ Sand, Kieselsteine und Zigarettenkippen aus dem Abwasser...
also wieder Materialien, die eigentlich gar nicht ins Abwasser gehören.


Station 5

Sandklassierer

Die Rückstände vom Sandfang werden über den Sandklassierer ausgewaschen, in eine Transportmulde befördert und als Sondermüll auf einer Deponie abgelagert.


Station 6

Anaerobbecken

Das Anaerobbecken dient zur Mischung von frischem Abwasser und dem Belebtschlamm aus der Rückführung aus den beiden Nachklärbecken. In diesem anaeroben Zustand beginnen die Mikroorganismen des Belebtschlammes bereits mit dem Abbau von Phosphor im frischen Abwasser.


Station 7

Belebungsbecken

Im Belebungsbecken findet nun die eigentliche biologische Reinigung des Abwassers statt. Die im Belebtschlamm vorhandenen Mikroorganismen werden durch Zufuhr von Sauerstoff über die Rotoren zum Verzehr der Kohlenstoffverbindungen angeregt. Durch Abschalten der Sauerstoffzufuhr über die Rotoren werden für andere Mikroorganismen optimale Zustände für die Entfernung der Stickstoffverbindungen erreicht. Wir nennen das Nitrifikation und Denitrifikation. Dazu befinden sich 3 Online-Messsonden im Becken, die die Informationen für die automatische Regelung durch das Leitsystem zur Verfügung stellen.

Durch Zugabe eines Fällmittels - in unserem Fall eine Eisentrichloridlösung - wird der anfallende Phosphor aus dem Abwasser entfernt. Der Phosphor bindet sich an die Schlammflocken und kann später im Klärschlamm wieder gefunden (und wieder verwertet) werden.


Station 8

Oberflächenbelüfter

Die Oberflächenbelüfter, auch Rotore genannt, sind für den gleichmäßigen Eintrag von Luftsauerstoff in das Belebungsbecken da und bewirken zusätzlich auch den Transport des Abwasser-Belebtschlammgemisches im Belebungsbecken.

Die Belebtschlammflocken und die Mikroorganismen dürfen nicht zu Boden sinken, um den biologischen Reinigungsprozess nicht zu gefährden. Daher muß das Abwasser-Belebtschlammgemisch ständig im Umlauf gehalten werden. Wenn die Rotoren stehen (kein Sauerstoffbedarf), dann übernehmen Rührwerke diese Funktion.

(Im Bild sehen Sie einen unserer Oberflächenbelüfter im ausgebauten Zustand)


Station 9

Nachklärbecken

Die Nachklärbecken bekommen aus dem Belebungsbecken das Belebtschlammgemisch, zur Trennung in Klarwasser und Rücklaufschlamm. In den Nachklärbecken sinken nun die Schlammflocken, die zusätzlich mit den Eisenmolekülen aus dem Fällmittel beschwert sind, zu Boden und werden mit einem Räumschild zur Mitte geschoben und über den trichterförmigen Mittelteil von den Rücklaufschlammpumpen abgesaugt.

An der Oberfläche der Nachklärbecken entsteht die Klarwasserzone. Über ein Ablaufsystem (Tauchring) wird ohne Verwirbelung mit der Schlammzone das gereinigte Abwasser in den sogenannten Vorfluter, die Leitha, abgeleitet.

In beiden Nachklärbecken wurden im Jahr 2007 die Schwimmschlammreinigungen erneuert und die alten Skimrinnen wurden durch moderne schwimmende Förderschnecken ersetzt. Mit dem Ergebnis dieser Schwimmschlammschnecken sind wir sehr zufrieden.


Station 10

Ablaufmessung

Bei der Ablaufmessung werden nun automatisch Proben vom Ablauf (= das gereinigte Abwasser) in den Vorfluter (Leitha) gezogen und damit der Grad der Reinigung festgestellt.
Hier unterliegen wir strengen gesetzlichen Richtlinien und neben der täglichen Selbstkontrolle im hauseigenen Labor unterliegen wir hier auch der ständigen Kontrolle der Gewässeraufsicht.

Auch die Ablaufmenge wird hier mittels einer Venturi-Messstrecke gemessen und registriert, damit die täglichen Ablauffrachten festgestellt werden können.


Station 11

Rücklaufschlammhebewerk

Im Rücklaufschlammhebewerk sind zwei Schneckenpumpen für den Transport des Belebtschlammgemisches (in dieser Phase sprechen wir von Rücklaufschlamm) aus den Nachklärbecken zuständig. Der Rücklaufschlamm wird wieder in das Anaerobbecken (Station 6) gepumpt, mit dem frischen Abwasser intensiv vermischt, und der Kreislauf der Reinigung beginnt erneut.

Da die Mikroorganismen absterben und auch Ausscheidungen im Abwasser hinterlassen, muß periodisch der überschüssige Rücklaufschlamm zur Weiterverarbeitung abgezogen werden.


Station 12

Schlammstapelbecken

In den Schlammstapelbecken wird der abgezogene Überschussschlamm gesammelt und 3 bis 4 Wochen anaerob stabilisiert. Je nach Außen- und Schlammtemperatur wird der Schlamm zur weiteren Bearbeitung entweder in das Stabilisierungsbecken (Station 13) zur weiteren Verarbeitung mit der Schlammpresse (Station 15), oder in die Schlammspeicher zum Zwischenlagern gepumpt.


Station 13

Stabilisierungsbecken

In den vorher eingedickten Klärschlamm wird mittels Kreiselbelüfter Luft-Sauerstoff eingetragen. Dadurch wird der Schlamm stabilisiert und in der anschließenden solaren Trocknung kann dadurch keine Geruchsbelästigung mehr auftreten.


Station 14

Schlammspeicher

In den Schlammspeichern wird der eingedickte Schlamm aus den Stabelbecken abgepumpt und hauptsächlich bis zur landwirtschaftlichen Verwertung (Station 18) gesammelt. Dieser Schlamm kann aber bei Bedarf auch wieder zurück in das Stabilisierungsbecken gepumpt werden (Station 13).


Station 15

Schlammpresse

Hier wird der stabilisierte Schlamm maschinell entwässert und auf eine Trockensubstanz von ca. 25 % - d.h. einen Flüssitanteil von ca. 75% - reduziert. Danach gibt es je nach Stabilisierungsgrad und Güteklasse (es werden mehrmals jährlich ausführliche Untersuchungen nach dem Burgenländischen Bodenschutzgesetz über die Inhaltsstoffe des Klärschlammes von einer offziellen Untersuchungsanstalt gemacht) die Möglichkeit den Schlamm in der Solaren Trocknung (Station 16) weiter zu behandeln, oder in Container zu pressen (Station 17) und ihn der Vererdung oder Kompostierung bzw. im schlechtesten Falle einer Deponie (abhängig von der Güteklasse) zuzuführen.
Da der Klärschlamm wichtige Inhaltsstoffe (Dünger) für Pflanzen (unter anderem Phosphor, dessen Vorräte auf unserem Planeten begrenzt sind) enthält, trachten wir danach - natürlich unter ständigen und strengen Kontrollen - so viel Schlamm wie möglich dem natürlichen Kreislauf der Natur wieder zurückzuführen.


Station 16

Solare Trocknung - Glashaus

Der stabilisierte und gepresste Klärschlamm kommt in ein Glashaus zur Trocknung. Das Glashaus besitzt eine Abmessung von 96 x 12 Meter. In diesem Glashaus ist eine Wendeeinrichtung, die den Klärschlamm umwälzt und je nach Trocknungszustand weitertransportiert, bis dieser am Ende des Glashauses mit einem TS–Gehalt von mind. 75 % (nur mehr 25% Wasser) ankommt. Von dort kann der Klärschlamm verladen und z.B. in ein Zementwerk zur Verbrennung gebracht werden. Zum Regelbrennstoff des Zementofens wird der Klärschlamm beigegeben und verbrennt ohne Rückstände. Der Heizwert des Klärschlammes ist vergleichbar mit Braunkohle.

Der solar getrocknete Klärschlamm kann natürlich auch weiter in der Landwirtschaft oder für die Kompostierung verwendet werden, wenn die Güteklasse passt. Er kann nach der Trocknung nun mit Streuvorrichtungen anstatt Fässern aufgebracht werden. Neben der Mengenreduktion durch die Verringerung des Wasseranteils ist ein weiterer Vorteil für den Boden, dass weniger Verdrückungen durch geringere Belastung vom Streugerät gegenüber dem Güllefass bei Nassaufbringung entstehen.


Station 17

Containerplatz

Sollte sich der Schlamm auf Grund der Außen- oder Schlammtemperatur (oder der Güteklasse) nicht zur Weiterverarbeitung in der Solaren Trocknungshalle eignen, haben wir hier die Möglichkeit direkt in Container zu pressen. So kann der gepresste Schlamm dann ebenfalls der Kompostierung oder Vererdung (im ungünstigsten Falle einer Deponie) zugeführt werden.


Station 18

Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung

Beispielgebend ist die Art der Klärschlammverwertung mit Ihrer Kreislaufwirtschaft. Dazu beschreiten wir mehrere Wege. Früher wurde mit einen 10 m3 Tank der Klärschlamm zur Aufbringungsstelle gebracht und mit einem Schlauchsystem gleichmäßig in der für die Düngung des Feldes erforderlichen Menge aufgebracht (siehe Foto). Bei lang anhaltendem Regen, während der Vegetationsperiode und während der Verbotszeiten kann aber kein Nassschlamm ausgebracht werden kann. Darum haben wir aktuell hauptsächlich den 2. Weg in Verwendung, bei der der Klärschlamm maschinell in der Kläranlage entwässert und in der Solaren Trocknung für die weitere Verwendung (z.B. Aufbringung mit Düngestreuern oder Kompostierung) zwischengelagert wird.

In beiden Fällen wird er in den Kreislauf der Natur zurückgebracht (Stichwort: "Phosphorverwertung").
 


Station 19

Hochwasserpumpwerk

Mit den Bauabschnitten 11 und 13 haben wir die Hochwassersicherheit der Kläranlage, der Regenüberfallbauwerke und des Kanalnetzes in Angriff genommen. In den vorangegangenen Jahren kam es bei Starkregen immer wieder zu Überlastungen im Kanalnetz, wenn die Leitha gleichzeitig Hochwasser führte. Die Regenüberläufe (Mischwasserentlastungen), die in die Leitha ableiten (Neufeld Leithagasse und Alte Kläranlage), wurden umgebaut bzw. Rückstausicherungen eingebaut. Bei der Kläranlage wurde ein Pumpwerk mit 3 HW–Pumpen errichtet, und beim RÜ Alte Kläranlage wurden 4 HWPumpen installiert. Beide Anlagen waren bereits mehrmals bei Hochwasser in Betrieb und haben sehr gut funktioniert.


Station 20

Leitha

Das nunmehr gereinigte Wasser wird wieder in die Leitha geleitet und so dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt. In heißen Sommermonaten ist diese Quelle manchmal die einzige Versorgung, die den Fluß vor gänzlicher Austrocknung schützt und dadurch die Vegetation am Leben erhält.